Organische, nichtmetallische Zahntoxine

Zusammenfassend können orale parodontale Infektionen und infizierte devitale Zähne sich auf drei Arten auswirken:
  • 1. Produktion und Freisetzung von potenziellen organischen Fäulnistoxinen
  • 2. Infektion des Gastrointestinaltraktes durch pathogene parodontale Keime
  • 3. Permanente subklinische Bakteriämie


Zahntoxine aus organischen Verbindungen:

Die Mundhöhle mit ihrer direkten Verbindung zur Umwelt ist mit einer bakteriellen und mykotischen Mischflora dicht besiedelt. Noch konzentriertere Populationen werden in der Regel bei Parodontitis, in und um endodontisch behandelte Zähne und in Ostitiden vorgefunden. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Bedeutung der Bakteriologie des Zahn-/Kieferbereiches bekannt. Die Bedeutung der Bakteriologie des Zahn-/Kieferbereiches war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt, als Dr. William Hunter in seinem Werk "Die Rolle von Sepsis und Antisepsis in der Medizin" es folgendermaßen formulierte: "Die Goldkrone ist ein:

Mausoleum von Gold über einer Masse von Sepsis.

Heute wissen wir, dass bspw. in den devitalen Zähnen 250-7000 mal mehr Bakterien nachzuweisen sind als in gesunden. Dies kann dadurch erklärt werden, dass die Dentinkanäle einen idealen Brutplatz für Bakterien und Pilze darstellen. Durch die Wurzelbehandlung werden sie von der Zirkulation und dem Immunsystem abgeschnitten, wodurch die Keime sich dort ungehindert anaerob (unter Ausschluss von Sauerstoff) vermehren können.Zudem werden sie durch die anatomischen Gegebenheiten von allen applizierten desinfizierenden Maßnahmen wie in einem Bunker geschützt. Der Wurzelbehandelte Zahn wurde ja durch die Endodontie bewußt vom Blutkreislauf abgeschnitten. Wie sollten dann Chemotherapeutika in Form von Antibiotika dorthin gelangen?

Mit anderen Worten stellen diese devitalen Zähne eine permanente Rezidivquelle nach Parodontal- und Antibiotikatherapien dar. Wurzelkanalbehandelte Zähne bleiben immer mehr oder weniger Infektiös.

In wiederholt durchgeführen Studien entfernte man zum Beispiel bei Rheumapatienten wurzelbehandelte Zähne und implantierte sie Kaninchen unter die Haut. Bereits 72 Stunden später wiesen die Kaninchen die gleichen Symptome (geschwollene entzündete Gelenke) auf wie die Patienten. Dasselbe geschah auch dann, wenn man den Zahn desinfizierte und die Lösung, die er danach zur Spülung der Dentinkanäle verwendete, den Kaninchen injizierte. Wieder kam es nach 72 Stunden zum Auftreten der Symptomatik. Bei der Kontrollgruppe von Kaninchen, man gesunde Zähne implantierte, die zum Beispiel aus kieferorthopädischen Gründen entfernt wurden, geschah gar nichts. Diese anaeroben Keime sind stoffwechselmässig äusserst aktiv. Dadurch produzieren sie ununterbrochen verschiedenste chemische Verbindungen, die zweckgerichtet, im Interesse des Keimes und zum Schaden des Wirtes an die Umgebung abgegeben werden. In erster Linie sind es schwefelhaltige Verbindungen wie Schwefelwasserstoff und Methylmercaptan. Bis heute wurden 75 verschiedene Mundkeime identifiziert, die in der Lage sind, aus Eiweiss H2S herzustellen. Bei Methylmercaptan sind es bisher 21 Keime.

Fremdeiweisse:

Bakterien und Pilze setzte während ihres Wachstums, ihrer Vermehrung als auch innerhalb ihres Zerfalls ständig Proteine frei , die über eine längere Zeit am Ort der Infektion akkumulieren. Bei Parodontose oder Infektionen von devitalen Zähnen sind diese Proteine in hohen Konzentrationen nachzuweisen, wie zum Beispiel die bakteriellen Proteasen. Bakterielle Proteasen sind Enzyme, die andere Proteine abbauen. Bakterien benötigen diese Proteasen, um Fremdeiweisse zu Aminosäuren für den eigenen Stoffwechsel abzubauen. Diese Proteasen sind damit auch in der Lage, "Wirt-Proteine " zu zersetzen (Kollagen, Elastin usw.), und sind für Schäden am Bindegewebe im Rahmen der parodontalen Erkrankung verantwortlich.

Toxizität:

Die Schleimhaut resorbiert die in der Mundhöhle freigesetzten Toxine. Auf diesem Wege wird die wichtige Entgiftung durch die Leber umgangen (s. auch Text Seite 6, Punkt 6). Dieser Sachverhalt wird in der Notfallmedizin genauso genutzt, beispielsweise durch die sublinguale Gabe von Nitroglyzerin beim Herzinfarkt. H2S und CH3SH sind aufgrund ihrer gasförmigen und hydrophoben Eigenschaften fähig, bis zu den Disulfidbindungen (R-S-S-R, diese Bindungen befinden sich in den inneren lipophilen Regionen der Moleküle) von komplexen roteinstrukturen vorzudringen und sie auseinander zu reissen. Dadurch werden die Enzyme zerstört.Ein eindrucksvolles medizinisches Beispiel ist wiederum in der Pathogenese des Morbus Alzheimer zu suchen. Bei diesen Patienten sind im Vergleich mit nicht dementengleichaltrigen Kontrollen Enzyme wie Tubulin und Kreatinkinase nachweislich in ihrer Aktivität stark eingeschränkt. Dieselben Enzyme werden auch durch Quecksilber und Toxine aus parodontalen Herden und devitalen Zähnen gehemmt. Weil auch Schlüsselenzyme im Abbau von Zucker und damit in der Energiegewinnung blockiert werden, wird die Produktion von ATP (Adenosintriphosphat, die "Energiewährung" der Zelle) stark reduziert. Daraus resultiert eine Anhäufung der ATPVorstufe, nämlich ADP (Adenosindiphosphat). Verlieren die Zellen an Energie, sind strukturelle Folgen sowohl auf zellulärer wie auch auf Organebene möglich.

Die Zellebene:

Die Zellen sind nicht mehr in der Lage, ihr Membranpotenzial aufrechtzuerhalten. Der Abbau dieser elektrischen Spannung führt unweigerlich zum Zelltod. Die Zelle zerfällt. Damit erhöht sich die Konzentration von ADP im Gewebe. ADP ist der stärkste Thrombozyten- (Blutplättchen-) Aggregator überhaupt (!). Das Thromboserisiko steigt, was auch wissenschaftlich epidemiologisch verifiziert werden konnte.

Die Organebene:

Nachlassen von Ausdauer, Gedächtnis, Sehkraft, Hörvermögen, Hautelastizität u.v.m

Kombinationseffekt:

Quecksilber aus Amalgamen und organischen bakteriellen Toxinen Quecksilber aus den Amalgamfüllungen ist in der Lage, rasch mit bakteriellen Toxinen wie CH3SH Verbindungen einzugehen und dabei Methylthiol-Quecksilber (CH3S-HgX) oder Dimethylthiol-Quecksilber (CH3S-Hg-SCH3) hervorzubringen. Diese Reaktionsprodukte können nachgewiesen werden, wenn Amalgame und parodontale Erkrankungen bzw. devitale Zähne gleichzeitig vorliegen. Thiolorganische Quecksilberverbindungen sind sehr hydrophob bzw. fettlöslich und dadurch extrem toxisch. Sie werden deshalb als orale "Super- Toxine" eingestuft (Abb. 12). Sie dringen rascher in den Körper ein, sind äusserst stabil und nur schwer abbau- und eliminierbar. Aus diesem Grunde sind sie in der Lage, in wichtigste Strukturen unseres Körpers (Nervengewebe - besteht aus Fetten!) vorzudringen und dort irreversiblen Schaden anzurichten. Daraus lässt sich eine brisante Empfehlung für die Praxis herleiten: Beim Vorliegen von Amalgamfüllungen sollte man mit der Endodontie und beim Vorliegen von devitalen Zähnen mit dem Setzen von Amalgamen zurückhaltend sein.

Faktoren, die die Toxizität beeinträchtigen:

  • Art und Konzentration der Toxine
  • Gleichzeitiges Vorkommen von Amalgamen und parodontalen Erkrankungen bzw. endodontisch behandelten Zähnen
  • Art der Mikroorganismen (Bakterien, Pilze)
  • Qualität der Desinfektion zu Beginn
  • Alter der WB
  • Ein- oder Mehrwurzeliger Zahn
  • Indikation zur WB
  • Material für die WB
  • Gutta percha, Biocalex, Vitapex usw.
Nachweismethoden

Früher wurden auf Verdacht hin - z.B. bei Rheuma - alle Zähne gezogen. Es war bekannt, dass es durch diese Massnahme in vielen Fällen zu einer Ausheilung der Krankheit gekommen war. Dieser "Exodontismus" ist heute dank modernen Forschungsergebnissen zwar obsolet, aber für die Beurteilung von chronischen Krankheiten ist es inzwischen unerlässlich geworden, sich ein differenziertes Bild von der potenziellen oraltoxischen Belastung zu machen. Auf Grund des bisher Gesagten musste eine Möglichkeit gefunden werden, um pathogene bakterielle Toxine und Pilzgifte am Ort der Infektion nachzuweisen. Affinity Laboratory Technologies, Inc. (www.altcorp.com), hat in jahrelanger Forschung unter der Leitung von Prof. Boyd Haley, Universität von Kentucky, und Dr. Curt Pendergrass ein entsprechendes nichtinvasives Analysenverfahren entwickelt. Der TOPAS (Toxicity Prescreening Assay) ist ein kolorimetrischer Praxis-Schnelltest, der bakterielle und mykotische Toxine im Sulcusfluid nachweist wie auch Indikatoren für die lokale Inflammation, nämlich humane Entzündungs- und bakterielle Proteine.Dieser Test bietet die Möglichkeit, rasch und kostengünstig verdächtige Herde wie parodontale Taschen, infizierte devitale und endodontisch behandelte Zähne zuverlässig - anhand chemischer Reaktionen mit Farbumschlag - abzuklären.

Zudem können verdächtige devitale und gezogene Zähne oder Proben aus ostitischen Herden/Zysten - analog der Biopsien in der Medizin - eingesandt werden, um Herde wissenschaftlich zu objektivieren. Hier wird die Aktivität einer Reihe von empfindlichen und lebensnotwendigen menschlichen Enzymen gemessen, die durch die Anwesenheit von bakteriellen Toxinen auf dramatische Art reduziert wird (Abb. 13, Seite 9). Veränderungen am Knochen erst dann fest, nachdem die "Zahnkrankheit" evtl. schon seit Jahren bestanden hat. Dieses Prinzip lässt sich mit einer Wetter-"Hinterhersage" vergleichen. Der TOPAS-Test verhilft dagegen zu einer frühzeitigen Identifikation von oralen Problemstellen, noch Jahre bevor röntgenologische Veränderungen sichtbar werden und irreversible Zahn- und gesundheitliche Schäden entstanden sind. Insbesondere ermöglicht der TOPASTest den Patienten im Sinne einer Prophylaxe, ihre Zähne zu erhalten, ohne Angst und Gefahr einer Streuung von Bakterien und deren Toxinen im Organismus.

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