Prolotherapie an der Wirbelsäule Teil 2:

Wie stabilisieren sich die ISG-Gelenke in Wirklichkeit?

Durch eine auf den ersten Blick komplex anmutende Architektur von stabilen Bandsysteme und Reibung!





Das sich an den 5. Lendenwirbel anschließende Kreuzbein wird zwischen den beiden Darmbeinschaufeln durch die axialen Kräfte - hervorgerufen durch die Gewichtskraft des Oberkörpers - eingekeilt. Hierbei handelt es sich um einen Formschluß. Wenn man sich nun das Kreuzbein als eine Art Keil vorstellt, der die beiden Darmbeinschaufeln zu separieren trachtet, wird sofort klar, welche Bedeutung hier den in jungen Jahren stabilen Bandsystemen zukommt, deren Aufgabe es ist den Beckenring unter der beschriebenen Belastungssituation zu stabilisieren. Wir haben es also hier mit einem Kraftschluss zu tun. Die Abscherung des ISG wird durch eine Kombination unterschiedlicher anatomischer Merkmale verhindert (Formschluss) sowie durch eine von den Muskeln und Bändern erzeugte Kompression, die der jeweiligen Belastung angepasst werden kann (Kraftschluss). Dieses System zur Verhinderung einer Abscherung aus Kraftschluss und Formschluß wird als Selbststabilisierungsmechanismus bezeichnet. Für diese Selbststabilisation ist die sog. "Nutation", die Vorneigung des Kreuzbeins zwischen die beiden Darmbeinschaufeln essentiell. Wie in der obigen Abbildung deutlich zu sehen, kippt das Kreuzbein nach vorne, separiert die beiden Darmbeinschaufeln und führt so zu einer passiven Spannung der Bandsysteme. Vergleichbare Mechanismen existieren für alle Gelenke, weshalb die Proliferationstherapie auch bei nahezu allen Erkrankungen am Bewegungsapparat beachtliche Erfolge zeigt

Cave: Am Iliosakralgelenk wirken hervorgerufen durch Wirbelsäule und Beine extrem lange Hebel!


Im Klartext bedeutet diese Erkenntnis: Bevor überhaupt eine Bewegung (Laufen, Springen) eingeleitet werden kann, müssen sich je nach Bewegung entweder eine Gelenk-Seite oder beide Gelenke selbst durch die beschriebenen Mechanismen Stabilisieren. Das ist nur bei intaktem Bandapparat möglich, und in keinem Falle durch gesteigerte Muskelspannung zu kompensieren. Das Gegenteil wäre der Fall; Muskeln besitzen aufgrund ihrer molekularen Proteinstruktur die Fähigkeit zur Verkürzung, zur Haltarbeit auf Dauer sind sie nicht geeignet. Werden Muskeln hier zweckentfremdet übersäuern sie (umso mehr je schlechter man sich ernährt) sofort und bilden lokale Stoffwechselstörungen aus, die man medizinisch modern "Triggerpunkte" nennt. Eine ganze Berufsgruppe Physiothrapeuten/Masseure, lebt zum großen Teil von den unausweichlichen folgen der Nichtbeachtung der Anatomischen Fakten.

Cave: Ohne stabile Bandsysteme kann kein Gelenk biomechanisch korrekt funktionieren, angrenzend Muskeln werden verspannt (Triggerpunkt) und Sehnen nehmen schaden. Das nennt man dann Impingement (was soviel wie Sehnenansatzverletzung bedeutet), dem man dann mit unverstandenem "Cortison" Einsatz begegnet bis die Sehne irgendwann dankenswerter Weise abreißt.

Die Selbststabilisation des Iliosakralen Gelenkes hängt in entscheidendem Maase von der ausreichenden Stabilität zweier Bänder ab deren Behandlung in der Orthopädie bis heute aus unerfindlichen Gründen noch keinen Einzug gefunden hat:

  • Ligamentum sacrotuberale - Bandverbindung zwischen Sitzbein und Seitenfläche Kreuzbein. li im Bild
  • Ligamentum sacroiliacum posterius longus - Bandverbindung zwischen hinterem teil der Darm Beinschaufel und Seitenfläche Kreuzbein. Re. Im Bild




Für die Selbststabilisation des Beckenrings ist neben der Keilwirkung des Kreuzbeins auf die beiden Darmbeine, vor allem die Kippbewegung nach vorne in das Becken hinein, welche ebenso von der axialen Kraft ausgelöst wird von Bedeutung; in den letzten Jahren der Schmerzerforschung ging man davon aus, die beiden Bäder hätten dieselbe Funktion. Das trifft nicht zu!

Während das Lig. Sacroiliacum posterius longus die Kippung des Kreuzbeins nach hinten also aus dem Becken heraus verhindert, bremst das Lig. Sacrotuberale die Kippung nach vorne in das Beckenhinein. Die korrekte Funktion/ausgeglichenes Spannungverhältniss dieser beiden Bänder stellt in Kombination mit der richtigen Position des Kreuzbeins im Verhältniss zu den Darmbeinen und dem 5. Lendenwirbel für jeden Schmerzpatienten (nicht nur des Rückens - auch der Kniegelenke, der Hüft oder den Sprunggelenken) der an einer möglichst kausalen Therapie interessiert ist eine absolute Notwendigkeit dar.

Patienten mit Schwachen Beckenbändern erkennt man meist an den kurzen, dehnungsresistenten Muskeln auf der Oberschenkelrückseite, die im Rahmen der Physiotherapie so gerne und so erfolglos gedehnt werden.

An dieser Stelle werden Sie sich wahrscheinlich Fragen warum gestaltet die Natur den Beckenring so komplex, weshalb können die Iliosakralen Gelenke nicht einfach nur zwei unbewegliche und somit stabile Kraftübertragende Elemente darstellen. Die Antwort ist einfach. Die normale Fortbewegung das Laufen und Gehen verlangt bei jedem Schritt eine gegenläufige Bewegung der einen Darmbeinschaufel gegenüber der anderen. Wenn also das linke Bein nach vornegeschwungen wird, verlagert sich das linke Darmbein gegenüber dem Kreuzbein nach hinten, während das rechte Bein in der Standbeinphase nach hinten bewegt wird, muss das rechte Darmbein relativ dazu nach vorne .



Reibungslos funktionieren kann müssen sowohl die Bandsysteme des Beckenrings als auch der angrenzenden Gelenke intakt sein. Selbstverständlich wird eine Proloterapeutische Behandlung der Becken-/und Wibelsäulenbäder auch nur dann erfolgreich sein können, wenn die beschriebenen evtl. dysfunktionalen - blockierten Gelenkverbindungen im Vorfeld chiropraktisch korrekt behandelt und funktionelle Bewegungsstörungen durch angrenzende Muskeln beseitigt wurden.

Bitte bedenken Sie bei der Wahl ihrer Therapie: Für Sie als Schmerzpatient ist es völlig unerheblich wie die für sie vermeintlich richtige Therapie heißt, wer sie durchführt, was sie kostet, ob es sich gar um eine wie auch immer geartete Operation handelt. Wer die oben genannten Biomechanischen absoluten Grundlagen nicht Beachtet und die Bandsysteme an Becken/LWS übersieht oder glaubt sich deren Therapie durch konsequente Chirotheapie mit anschließender Bandstabilisation "schenken zu können" der irrt. Diese Patienten können nur durch den täglich mehrmaligen dauergebrauch von entzündungshemmenden Schmerzmitteln, deren langfristige Auswirkungen noch völlig unklar sind (Nitro-Streß), wenn überhaut einigermaßen Schmerfrei Leben.

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